Thema: Der Mensch lebt nicht vom Brot allein (Mt 4,4)… .
Mal Finger hoch: Wer von euch hat heute in seiner Frühstücksbox ein Brot?
Und jetzt die Frage: Wer von euch hat in seiner Frühstücksbox nur Brot?
Mit nix drauf?
Keiner?
Geht’s uns gut! Keiner lebt vom Brot allein – was für ein Glück…!
Der Mensch lebt nicht vom Brot allein.
Brot allein, so gut und vielfältig die Auswahl bei uns auch sein mag, ist auf
Dauer zu wenig, und ich denke, ihr spürt, dass es Jesus bei diesem Satz nicht
um Nutella oder Leberwurst ging – und er sich auch nicht zum Ernährungsberater aufschwingen wollte. Wie so oft, haben seine Worte einen tieferen
Sinn und wollen zum Nach-Denken anregen – auch uns!
Das „Brot allein“ – was ist es eigentlich, wofür steht dieses Bild? Ich verbinde
damit zunächst das Not-Wendige, die Grundlage, das, was laufen muss und das
Wesentliche ist – oder zu sein scheint.
Diese Grund-Lage – wir spüren es alle – ist ins Rutschen gekommen,
wortwörtlich in den vom Hochwasser betroffenen Gebieten, aber auch bei uns
in der Zeit der Pandemie, wo viel scheinbar Selbstverständliches und
Gewohntes weggebrochen und nur das „trocken Brot“ übriggeblieben ist:
– Frau Langer ist stundenlang allein im Sekretariat gesessen
– Herr Wollnitz und sein team haben sich wochenlang nur mit Verwaltungund Organisation herumgeschlagen
– Ihr seid zum Teil monatelang vor den Bildschirmen gesessen, ohneKontakte, ohne Abwechslung, ohne Erfolge und Hilfestellungen
– Wir Lehrerinnen und Lehrer haben kein Kinderlachen, Pausentoben,
Fragen und Mutmachen erlebt, mussten mühsam den Unterricht
organisieren und euch trotz allem fair bewerten
Vieles ist anders geworden, wir haben angestrengt vom „Brot allein“ gelebt und
sind hoffentlich nachdenklich geworden – und geblieben…
„Der Mensch lebt nicht vom Brot allein“ – das ist nicht nur ein kluger Spruch,
sondern – wie so oft – auch ein An-Spruch und Zu-Spruch! Er will Veränderung
anbahnen. Er meint auch:
Gib dich nicht zufrieden mit dem Minimum, sondern entfalte deine Talente
Geh‘ nicht auf im Alltäglichen, in der Routine, einem müden „Es ist halt so“
Hör‘ und schau auf das, was sich dir zeigt und anbahnt – gestalte mit!
Und noch ein Letztes: Wie viele Menschen haben nicht einmal das „Brot allein,
das Brot des Nötigsten“ zur Verfügung! Die Armutsquote in der Welt ist erneut
gestiegen.
Bei aller berechtigter Klage: Wo sonst als in unserem reichen Land
wollten wir denn leben?
Wir müssen auch aufpassen, dass wir nicht jämmerlich
werden, unseren Reichtum nicht als selbstverständlich nehmen.
Auch wir
werden Abstriche machen müssen – und können!
Wie viele Menschen sind in
den letzten Tagen solidarisch geworden mit den Flutopfern!
Kolleginnen und Kollegen am KOSt haben in der Pandemie viel Zeit für Fortbildung investiert.
Die Schülernachhilfe ist wieder angelaufen, und unsere zwei Bufdinen haben
unglaublich viel Zeit ins Testen- zum Schutz von uns allen – gesteckt.
Wie wäre es auch, wenn, was aus der Not geboren wurde, zum neuen
„Normal“ würde? Wir sollten nicht schnell wieder vergessen, was an Neuem,
Anderem, Dankbarem gewachsen ist.
Kein Mensch soll mehr vom Brot allein leben. „Brot“ ist genug da in unserem
reichen Teil der Welt. Es liegt an uns, an euch, es zu belegen, es schmackhaft zu
machen, zum Brot des Lebens und der Fülle zu werden – für alle!
Michael Bünger